10. Juli 2023
Mehr junge Bäuerinnen und Bauern für Hessen
Junglandwirt*innen übergeben Forderungen an Hessisches Ministerium
Sich eine Existenz in der Landwirtschaft aufbauen – nicht einfach. Die Investitionen sind hoch, der Zugang zu Land schwierig und die Perspektiven unklar. Um Lösungsansätze für diese und weitere Herausforderungen zu besprechen, fand letzten Mittwoch ein Austauschtreffen zwischen Öko-Junglandwirt*innen, landwirtschaftlichen Jugendverbänden und Annette Enders, Leiterin der Abteilung Landwirtschaft im hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, statt.
Die Bio-Gärtnerei Petersilie bei Marburg öffnete ihre Tore für das Treffen. Gärtner Björn veranschaulichte zunächst bei einem Rundgang über den vielfältigen Betrieb, wie der junge Hof sich vor drei Jahren gegründet hat. Ein akutes Thema für den späteren Austausch kam schon hier kurz zur Sprache: Zugang zu Land für Existenzgründer*innen.
Lena Jacobi, Bundesvorstand der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), griff das Thema im anschließenden Gespräch wieder auf. „Die Kauf- und Pachtpreise für Boden sind für Neueinsteiger*innen, die keine kapitalstarken Höfe erben, kaum realisierbar. Wenn wir jungen Menschen den Einstieg in die Landwirtschaft ermöglichen und Höfe erhalten wollen, ist es wichtig, dass das Land Hessen insbesondere für junge Existenzgründer*innen den Zugang zu Land und Kapital erleichtert und entsprechende Rahmenbedingungen schafft. Ein entsprechendes Agrarstrukturgesetz sowie eine landwirtschaftliche Existenzgründungsförderung müssen in Hessen dringend angepackt werden.“
Johanna Krähling, Junglandwirt*in aus dem Landkreis Waldeck-Frankenberg, sprach sich für die Stärkung von regionalen Wertschöpfungsketten und eine Unterstützung bei der Inanspruchnahme von Fördermöglichkeiten aus. „Der Umbau von Ställen ist vielerorts notwendig, um unsere Tierhaltung zukunftsfähig zu machen. Die Förderlandschaft bietet auch Möglichkeiten dies mitzufinanzieren, jedoch ist die Beantragung mehr als herausfordernd. Hier ist mehr Beratung gefragt.“
Clemens Gabriel, Vertreter des Öko-Junglandwirtenetzwerks, stellte das Thema „Bildung“ in den Mittelpunkt: „Wir brauchen an den Grund- und Weiterführenden Schulen dringend mehr landwirtschaftliche Inhalte. Für die Berufsschulen gilt: Hier braucht es mehr Inhalte zum Ökolandbau. Dieser sollte gleichwertig zu Inhalten der konventionellen Wirtschaftsweise unterrichtet werden und, klar: Auch Teil der Prüfungsfragen sein.“
Deutlich positionierten sich die jungen Landwirt*innen im Gespräch außerdem zu den aktuellen Plänen der EU-Kommission, gentechnisch veränderte Pflanzen zu deregulieren. Sie überreichten Annette Enders die Resolution landwirtschaftlicher Jugendverbände „Wir wollen wählen können! Gentechnikfreie Lebensmittelproduktion sichern“ und erklärten, dass Gentechnik keinerlei Chancen für junge Landwirt*innen bietet.
Annette Enders zog ein positives Fazit aus dem Treffen: „Der heutige Austausch war sehr konstruktiv und hat gezeigt, dass junge Menschen lösungsorientierte Ideen für die Zukunft der Hessischen Landwirtschaft haben. Ich befürworte eine Verstetigung eines solchen Austauschformats zwischen landwirtschaftlichen Jugendverbänden und Ministerium, bei denen aus der Praxis heraus Ideen zu thematischen Schwerpunkten diskutiert werden können.“
Auch die VÖL war mit dem Verlauf und den Ergebnissen des Treffens sehr zufrieden. „Es hat sich gezeigt, wie wichtig es ist miteinander ins Gespräch zu kommen, gerade mit Junglandwirt*innen. Für sie sind die aktuellen politischen Weichstellungen besonders bedeutend.“
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